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Die Nutzung von Anglizismen im Arbeitsalltag: Sprachtrend oder Verständnishürde?

3 Min. Lesezeit. Aktualisiert am April 21, 2025

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Englische Begriffe wie Meeting, Deadline oder Performance Review gehören für viele Berufstätige schon längst zum Alltag. Doch wie stark sind Anglizismen wirklich in der deutschen Arbeitswelt verbreitet? Und wie empfinden Arbeitnehmer ihre Verwendung? Eine aktuelle Umfrage von TopCV liefert Antworten.

Häufigkeit der Nutzung: Englisch gehört zum Büroalltag

Auf die Frage, wie oft Anglizismen in der Arbeitsplatzkommunikation an einem Tag benutzt werden, zeigt sich ein klares Bild:

  • 28 % der Befragten sagten, sie verwenden Anglizismen nie.

  • Über 18 % gaben an, dies 2–3 Mal täglich zu tun.

  • Immerhin 13,6 % nutzen sie 4–5 Mal am Tag, weitere 7,2 % sogar 16 Mal oder häufiger.

Im Durchschnitt verwenden Berufstätige rund 4,3 Anglizismen pro Tag – ein deutliches Zeichen für die sprachliche Präsenz englischer Begriffe.

Interessanterweise nutzen Männer durchschnittlich 4,73 Anglizismen pro Tag, während es bei Frauen 3,76 pro Tag sind.

Der Durchschnitt wurde tendenziell auch höher, mit einem höheren Bildungsabschluss. So benutzten Menschen mit einem Doktor oder Master Anglizismen im Durschschnitt 6,61 Mal und Menschen mit einem Bachelor Anglizismen im Durchschnitt 6,93 Mal am Tag. Menschen mit Berufsschulabschluss nutzen diese durchschnittlich 2,93 Mal am Tag und Menschen mit einem mittleren Bildungsabschluss 2,57 Mal.

Beliebteste Begriffe: Die Klassiker dominieren

Aus einer List von verschiedenen Anglizismen, wurden Teilnehmende befragt, welche Anglizismen sie am häufigsten nutzen:

Platz

Begriff

Regelmäßige Nutzung

1

Team

58,3 %

2

Meeting

58,1 %

3

Feedback

51,1 %

4

Job

40,7 %

5

Update

40,1 %

Diese Begriffe sind bereits ein fester Bestandteil der Arbeitssprache und werden oft verwendet, ohne viel darüber nachzudenken – und das nicht nur in internationalen Unternehmen. Weniger selten wurden übrigens Begriffe so wie Growth (0,52 %) oder Pitch (0,59 %) ausgewählt.

Anglizismen: hilfreich oder hinderlich?

Die Meinungen dazu, wie hilfreich Anglizismen im Arbeitsumfeld sind, gehen weit auseinander: So glauben 36,5 % der Befragten, dass sie die Kommunikation erleichtern, 27,2 % dass sie sie behindert und 36,3 % findet, dass es keine Auswirkung hat.

Jüngere Menschen finden eher, dass die Kommunikation erleichtert wird: So geben über die Hälfte der 18-30-Jährigen an, dass sie finden, dass Anglizismen die Kommunikation erleichtern, während nur 29 % der 57-69-Jährigen diese Ansicht teilen und sogar nur 16 % der 70+-Jährigen.

Auch in diesem Punkt empfinden Menschen mit höherem Bildungsabschluss Anglizismen seltener als hinderlich: Nur etwa 17 % der Befragten mit einem Bachelor-Abschluss geben an, dass die Nutzung von Anglizismen die Kommunikation etwas oder stark behindert – bei Personen mit Berufsschulabschluss sind es hingegen rund 28 %.

Zudem gab mehr als ein Drittel (ca. 34,3 %) an, sich durch Anglizismen schon einmal ausgeschlossen oder verwirrt gefühlt zu haben.

Auswirkungen auf die Bewerbungsbereitschaft

Spannend ist auch der Blick auf die Wirkung von Anglizismen in Stellenanzeigen:

  • Fast jeder Vierte (23,5%) der Befragten gab an, sich bei starker Verwendung englischer Begriffe weniger wahrscheinlich zu bewerben.

  • Die Mehrheit (52,3%) gab hier jedoch an, dass es für sie keine Auswirkung hat.

Falls Sie aber eher auf der Suche nach jüngeren BewerberInnen sind, könnten Anglizismen Ihnen weiter helfen: so gaben durchschnittlich nur 24,2 % der Teilnehmenden an, dass Anglizismen es wahrscheinlicher machen, dass sie sich auf eine Stelle bewerben würden. Dieser Wert lag für Personen von 18-30-jährigen bei 34,71 %. Bei 57- bis 69-Jährigen lag der Wert bei nur 14,36 % und bei 70+ jährigen bei 13,89 %.

Regelung erwünscht?

Tatsächlich befürworten 30 % der Teilnehmenden eine Richtlinie im Unternehmen, die die Verwendung von Anglizismen einschränkt oder regelt. Besonders ältere Mitarbeitende stehen der Entwicklung oft kritisch gegenüber - so liegt der Durchschnitt bei denen, die solch eine Regelung befürworten, bei den 57- bis 69-Jährigen bei 36,71 % und bei 70+-Jährigen sogar bei fast 39 %.

Zwischen Effizienz und Exklusivität

Anglizismen sind im Berufsalltag angekommen – viele Begriffe lassen sich kaum mehr wegdenken. Gleichzeitig bergen sie die Gefahr, nicht alle Mitarbeitenden gleichermaßen mitzunehmen. Unternehmen sollten daher bewusst mit Sprache umgehen und sich fragen: Wann ist Englisch wirklich notwendig – und wann einfach nur Gewohnheit?


Beate Flader war viele Jahre in der Personalberatung und im HR-Bereich tätig und hat zahlreiche Rekrutierungsprojekte begleitet. Als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin unterstützt sie seit mehr als 20 Jahren Unternehmen im Bereich Übersetzungen und Softwarelokalisierung. Seit 2024 übersetzt Beate auch unsere Inhalte ins Deutsche und schreibt Blogs, Lebensläufe und Bewerbungsschreiben.

Beate hat einen Bachelor of Arts im Fachbereich Angewandte Fremdsprachen an der Université du Maine (Frankreich) absolviert und ist staatlich geprüfte und vereidigte Übersetzerin. Beate spricht Deutsch, Englisch und Französisch und lebt in München.

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